Vorentscheidung im Titelrennen? Oder sogar die erneute Wachablösung an der Tabellenspitze? Vor dem Spitzenspiel des Tabellenführers VSV Wenden (52 Punkte) gegen den SV Germania Salchendorf (50 Zähler) ist alles möglich. Nur die Ausgangssituation, die ist klar: Der Primus hat zwei Zähler mehr auf dem Konto als der Rangzweite, der lange Zeit – genau vom 3. September bis zum 26. April – vom Tabellenthron grüßte, nun aber in der Verfolgerrolle steckt.
„Das Momentum liegt vielleicht ein wenig auf Wendener Seite, weil sie unseren Patzer gegen Niederschelden genutzt haben. Ich glaube aber nicht, dass dieses Spiel vorentscheidenden Charakter hat. Gewinnen wir, sind wir wieder vorne. Klar hätte der VSV bei einem Sieg einen ordentlichen Vorsprung, aber es sind danach immer noch fünf Spiele“, rechnet Germania-Übungsleiter Thomas Scherzer vor. „Verlieren wir oder geht es Unentschieden aus, dann rückt eventuell sogar Ottfingen noch einmal an uns ran. Dann könnte es noch spannender werden…“
Apropos spannend: Höchst spannend war auch das Hinspiel, das die Germanen in den letzten fünf Minuten durch zwei „Buden“ von Alexander Völkel und Tim Schilk aus einem 1:3-Rückstand noch ein Remis zauberten und fantastische Moral bewiesen. „Die Partie ist zwar rum, aber man kann sicherlich im vorhinein noch einmal einige Momente hervorheben. Die Mentalität, das Herz, der große Kampfgeist: Das sind Tugenden, die auch am Sonntag gefragt sind, da werde ich noch einmal dran erinnern“, betont Scherzer, der auch auf die eigenen Zuschauer hofft: „Ein Bus wird auf jeden Fall fahren, dazu die Autofahrer – wir können auf Unterstützung von draußen bauen und brauchen sie auch. Das motiviert noch mehr.“ Die Favoritenrolle reicht der ehemalige Sportfreunde Siegen-Verteidiger elegant zum VSV rüber, „sie haben sich auf die Fahnen geschrieben, aufzusteigen. Bei uns passt in dieser Saison Vieles zusammen und wir sind in einen Lauf reingekommen. Wir sind jetzt etwas hinten dran und werden versuchen, diesen guten Gegner zu kitzeln“.
Beste Heimmannschaft (9-1-2) gegen zweitstärkstes Auswärtsteam (7-2-1), beste Offensive (67 Tore) gegen stärkste Defensive (21 Gegentreffer) – beide Klubs mussten in den bisherigen 22 Partien erst zwei Niederlagen einstecken: Das sind die imposanten Daten vor dem Showdown auf dem „Nocken“.
„Es ist ein Spiel, das man sich als Sportler wünscht. Für uns war es immer ein Thema, dass wenn das direkte Duell ansteht, wir an Salchendorf vorbeiziehen können. Nun stehen wir vorne, was umso schöner ist und daher könnten wir sogar mit einem Unentschieden leben“, erklärt VSV-Bankchef Jörg Rokitte, der von einer super Ausgangslage für seine Truppe spricht („Mit einem Erfolg wären es fünf Punkte Vorsprung für uns. Wenn du dann auf der anderen Seite stehst, wäre das kein gutes Gefühl und man müsste auf Vieles hoffen“), aber auch weiß: „Verlieren wir, wären wir aber auch wieder einen Punkt zurück und wären auf einen Ausrutscher angewiesen.“
Natürlich ist auch beim VSV das Hinspiel noch irgendwo im Hinterkopf verankert, das Ergebnis und auch der Spielverlauf schmeckte dem Meisterschaftsfavoriten gar nicht, führte aber eher zu einem „Hallo-Wach-Effekt“ und weniger zu Verunsicherung. „Wir sind danach ja nicht schlechter geworden und gehen in der Rückrunde mit vielen Situationen anders um. Da spielen diese Szenen aus Salchendorf auch eine Rolle“, zieht Rokitte sogar Positives aus der gefühlten Niederlage. „Es muss sichtbar werden, dass wir ein Heimspiel haben. Das muss man auch außerhalb des Platzes spüren“, spornt der Physiotherapeut die eigenen Fans an, für Stimmung zu sorgen.
Verzichten muss der VSV weiterhin auf Sascha Rokitte, Sebastian Henne und Christian Florath. Bei den Gästen sind Christoph Weitz, Benjamin Thorbeck, Thomas Klöckner und Dominik Meiswinkel noch fraglich. „Bei den beiden Letztgenannten sieht es besser aus“, formuliert Scherzer, „ich muss gucken, wer kurzfristig grünes Licht gibt.“
Bericht: FuPa