VSV Wenden – SF Siegen III 10:0
06.06.2004
Wenden/Schönau. Der VSV Wenden setzte alles, was er hatte auf „Aufstieg“ und sprengte die Bank. Mit einem 10:0 (in Worten: zehn zu null) schoss die Elf von Rudi Schneider nicht nur die SF Siegen III, sondern auch die letzten Zweifel an der Landesliga-Rückkehr in Trümmer.
Noch vor einem Jahr war der Verein nach den zweiten Abstieg in Folge von tiefer Finsternis umgeben. Doch er ist nicht, wie manch anderer Klub vor ihm, an dieser Talfahrt zerbrochen. Das ist die Erkenntnis der letzten, furiosen VSV-Wochen, die in der Meisterschaft mündeten. Nicht nur das: Am 6. Juni 2004, exakt 25 Jahre nach dem ersten Aufstieg in die Bezirksliga, erstrahlt der Traditions-Klub heller als je zuvor. Denn noch nie schaffte ein Verein aus dem Kreis Olpe einen direkten Wiederaufstieg in die Landesliga. Vorsitzender Severin Kruse: „Ich bin stolz auf den VSV Wenden“.
Wenige Sekunden, bevor der Abpfiff vor 600 Zuschauern im sonnenüberfluteten Schönau ertönte, stand Otmar Becker, sportlicher Leiter, Rettungsanker und Architekt des zurück gekehrten Erfolges in einer Person, an der Trainerbank. Er blickte nachdenklich Richtung Klubhaus. Dort hatten sich die Fans versammelt, riesige grün-rote Fahnen wehten, Freudengesänge hallten übers Gelände. Schönau lag an diesem Sonntag in Italien.
Was Becker gedacht hat in diesen Sekunden, ist nicht überliefert. Aber viele seiner Mitstreiter dürften nur einen Gedanken gehabt haben beim Anblick der Feiernden und dieser Freude: Das, was hier und heute passiert, ist der Lohn für alle Mühen, Tränen, schlaflose Nächte und Ängste der letzten zwei, drei Jahre.
Sie alle an der Treppe zum Klubhaus forderten Rudi Schneider und seine Mannschaft, wollten mit ihnen die Euphorie teilen. „Dass ich die Chance hatte, mit so einer Mannschaft mit 40 Jahren noch einmal so einen wahnsinnigen Erfolg zu feiern, ist eine Sensation“, pustete Uwe Neuser. Er tritt im nächsten Jahr in Rudis Fußstapfen und er weiß, dass dies recht große sind: „Ja, es wird eine Herausforderung, aber auch eine Riesenchance“, sagte Neuser voller Vorfreude.
Die Wendener lösten ihre letzte Aufgabe genau so souverän, wie es das Ergebnis ausdrückt. Sie machten nicht den Fehler, hektisch oder überstürzt anzugreifen, sondern warteten geduldig auf ihre Chance. Zur Nervosität bestand auch wenig Anlass: 20 Minuten vor Anpfiff war klar, dass die Siegener ohne Verstärkung aus der Zweiten oder gar Ersten antreten würden. Nicht nur das: Sie hatten nur einen Auswechselspieler auf der Bank.
Miki Frtunic war der Tür-Öffner. Seine Tore eins und zwei (22., 27.) brachten die Siegener auf die Verliererstraße. Frtunic verschenkte sogar großzügig einen Hattrick, als er in der 33. Minute den Ball uneigennützig zu Kapitän Andre Weigler schob, der das 3:0 erzielte. Miki Frtunic traf noch zweimal, und auf die Frage, ob ihm der Abschied nun nicht schwer falle, stellte er klar: „Abschied? Es gibt keinen Abschied. Ich bleibe in Wenden. Ich habe noch Vertrag“. Schwer fiel ihm dieses Versprechen, wie es schien, nicht.
Das schönste Tor des Tages erzielte Thomas Hütte zum 4:0 aus 20 Metern unter die Latte, Andre Weigler und Ercüment Coskun machten bereits zur Pause das unglaubliche halbe Dutzend voll. Im zweiten Durchgang durfte sogar Torwart Andreas Klein vom Elfmeterpunkt ran und traf zum 7:0. Miki Frtunic zweimal und dazwischen Ahmet Cinar erzielten die Tore acht bis zehn.
Die zweite Halbzeit wurde für Siegen zur Demütigung – und brachte Stadionsprecher Dietmar Häner Arbeit. Denn zehn Tore musste er auf Schönaus Höhen noch nie ansagen – gestern konnte sich Häner zurückversetzt fühlen in seine Zeit als Vorsitzender der SG Wenden. Denn die Torfrequenz war fast so schnell wie der Zieleinlauf der Athleten beim Südsauerland-Lauf – und die musste er seinerzeit durchgeben. Häner klagte nicht. Im Gegenteil: So viel Spaß dürfe er lange nicht gehabt haben.
Wenden: Klein, Meurer, Wurm, Kuzu (56. Sawatzki), Becker, Coskun, Weigler, Neuser (49. Andonov), Feldmann (56. Cinar), Frtunic, Hütte
Bericht: Lothar Linke/WP
Fotos von „heute“ in der Galerie
Heute haben das Spiel übrigens 363 Zuschauer live auf YouTube gesehen. Unter den Zuschauern waren auch Spieler der damaligen Begegnung, was uns besonders gefreut hat!
Wir hoffen, ihr hattet zwei kurzweilige Stunden, passt auf euch auf, bleibt gesund und wir sehen und hoffentlich bald wieder persönlich am Nocken!