Zwei ganz besondere Anlässe feierte der A-Jugendjahrgang 1991/92 des VSV Wenden. Zum einen hatte der Kreuztaler Trainer Horst Rintzner die Spieler und Betreuer zur Feier seines 75sten Geburtstages eingeladen, zum anderen erinnerte man sich an das 25jährige Jubiläum der Kreismeisterschaft.
Ein Siegerländer trainiert die Wendschen? Wie war das möglich?
Im Sommer 1990 standen der VSV und der FC Kreuztal vor einem ähnlichen Problem; u.a. aufgrund der geburtenschwachen Jahrgänge war es beiden Vereinen nicht möglich eine A-Jugend zu bilden. So fassten seinerzeit Wolfgang Lemme vom VSV sowie erwähnter Horst Rintzner vom FCK den kühnen Entschluss einer gemeinsamen Mannschaft. Aus der Not eine Jugend machen, sozusagen. Horst Rintzner erinnert sich: „Die Idee von Wolfgang und mir stieß nicht bei jedem Vereinsmitglied auf Gegenliebe.“ Dennoch gingen beide das Projekt mutig und optimistisch an. Tatkräftige Unterstützung erhielten sie vom damaligen Wendener Jugendobmann Axel Knipp sowie vom Kreuztaler Urgestein Martin Knipp.
Man entschloss sich unter dem VSV Wenden in der Kreisliga A zu starten. Trainiert wurde einmal in Schönau und einmal in Kreuztal; Spielort war der altehrwürdige Ascheplatz auf‘m Nocken.„Auch die aktiven Jugendlichen mussten sich zunächst beschnuppern und sich finden“, so Rintzner weiter. Was aber durch das abwechslungsreiche Training und gemeinsame Aktionen abseits des Platzes vortrefflich gelang.
In der Saison 1990/91 belegte man einen Platz in der Spitzengruppe und krönte die Serie mit einem Sieg beim traditionellen Kreuztaler Pfingstturnier im Stadion Stählerwiese. Im Finale besiegte man den hochfavorisierten Westfalenligisten SF Siegen. Dabei gelang der interkommunalen VSV/FCK-Truppe das Kunststück einen 0:2-Rückstand in ein 3:2 umzubiegen. Markus Niklas, Nils Lüke und Volker Stracke trafen zum viel umjubelten Endstand.
Rauschhafte Meistersaison 1991/92
Eine weitere Neuerung gab es im Sommer 1991. Die SF Möllmicke und der VSV beschlossen im Jugendbereich einen gemeinsamen Weg zu gehen. Im A-Jugendbereich firmierte man weiter unter VSV Wenden; Horst Rintzner blieb Trainer und hatte Martin und Axel Knipp an seiner Seite. Weitere Unterstützer waren Manni Meier sowie Timon Schaschlow.
Die folgende Saison war von einem sensationellen Lauf geprägt. Mit einer Bilanz von 19 Siegen bei einem Unentschieden wurde man ungeschlagen Meister. Die offensivstarke Truppe erzielte ein Torverhältnis von 87:10 Toren. Das vorentscheidende Meisterschaftsspiel bei der Spvg Olpe fand am Olper Kreuzberg statt. Nach einer frühen Führung zog sich die Elf clever zurück; schließlich sollte Torhüter Marcus Rath auch etwas zu tun haben. Der „Mann der tausend Arme“ brachte die Olper Jugendlichen schier zur Verzweiflung. Es sollen sogar Tränen geflossen sein. Souverän rettete man den dünnen Vorsprung ins Ziel. Nach einem weiteren Sieg war die Meisterschaft gesichert und Mannschaft sowie Trainer- und Betreuerstab unternahmen eine mittlerweile legendäre Fahrt nach Lloret de Mar. Neben vielen sportlichen und kulturellen Highlights – man spielte ein Turnier und besuchte beispielsweise das Camp Nou in Barcelona oder besichtigte die Sagrada Familia – genoss man auch das ein oder andere San Miguel im Village Inn oder bei Paula.
Ganz nebenbei marschierte die Rintzner Elf wie selbstverständlich ins Pokalfinale.
Erstaunlicherweise gelang diese Erfolgsgeschichte mit einem 14-Mann-Kader! Im Tor die Krake Marcus Rath; das Abwehrbollwerk bildeten Klaus Frantzeskos, Markus „Eddie“ Dornseifer, Torsten „Toto“ Scheen, Sascha Stahl und Martin Langkamp. Im Mittelfeld kreiselten Christian Niclas, John Schleifenbaum, Oliver „Olli“ Arens, Andreas Janzano und Nils Lüke. Deren Pässe veredelten im Angriff Arbon Redjipai, Jens Nöh und Markus Niklas.
Kleine Kratzer
Um der Chronistenpflicht genüge zu tun, dürfen die kleinen Kratzer auf der Meisterschale nicht unerwähnt bleiben. Das überlegen geführte Pokalfinale ging in Kirchveischede verloren. RW Lennestadt hielt den Laden hinten dicht und stach vorne einmal eiskalt zu: die mittlerweile zur Anekdote gewordene Warnung des Coaches „passt auf den Langen auf“ verhallte unerhört im Veischedetal.
Auch sollte der ganz große Wurf, die Krönung der Meisterschaft durch den Bezirksliga-Aufstieg misslingen. In der Aufstiegsrunde scheiterte der VSV aufgrund des Torverhältnisses am FC Hilchenbach. Besonders ärgerlich die Punktverluste im Hochsauerlandkreis in Dorlar. Zu viele der Spieler hatten am Tag zuvor den Schützenverein Wenden bei dessen Hochfest mit dem Verzehr von Gerstensaft unterstützt.
Nachspielzeit: Der Freundeskreis entsteht.
Trotz der „unvollendeten“ sportlichen Geschichte schrieb und schreibt man eine Erfolgsgeschichte neben dem Fußballplatz. Eddie Dornseifer kam wenige Jahre nach der Meisterschaft die Idee die Truppe in die regional bekannte Dornseifer-Bar einzuladen. Fast alle Spieler und Betreuer folgten dem Ruf der Einladung. Man verabredete sich in loser Folge zu treffen. Der Freundeskreis 1991/92 ward geboren. Nach einigen Jahren beschloss man auf Wunsch von Horst Rintzner sich im jährlichen Rhythmus zu treffen. Mittlerweile hat sich der Mittwoch vor Christi Himmelfahrt als fester Termin etabliert. Aus dem harten Kern, bestehend aus Horst Rintzner, Martin Knipp, Marcus Rath, Eddie Dornseifer, Jens Nöh, Toto Scheen, Nils Lüke, Markus Niklas, Christian Niclas und Olli Arens, lädt einer der Teilnehmer als Gastgeber ein.
Am 18.11. fand nun ein besonderes Ereignis statt. Horst Rintzner hatte den Freundeskreis zur Nachfeier seines 75sten Geburtstags nach Eichen eingeladen. Die Spieler mitsamt Martin Knipp überraschten ihren Coach mit einem Besuch des Bundesligaspiels Bayer Leverkusen gegen RB Leipzig. Im Anschluss fuhr die Class of ´92 zum Trainer und ließ den Tag mit alten Geschichten und Schlachtgesängen ausklingen.